Tatort Thun

Die beiden Autoren Martin E. Huber und Andres B. Studer wussten vor einem Jahr nicht so genau, was auf sie zukommen würde, als sie das Projekt "Tatort Thun - Dr Fall Fulehung" in Angriff nahmen.


Zusammen haben die beiden schon mehrere Theaterprojekte auf Video aufgezeichnet, aber dieses hatte mit allen anderen nur wenig gemein. Normalerweise spielt ja ein Theater auf der Bühne und für die Verfilmung stellt man in der Regel drei Kameras an fixe Positionen und nimmt das Stück auf. Damit man auch in etwa weiss, was auf einen zukommt schaut man sich das Theaterstück vorgängig an, macht Testaufnahmen, um zu schauen, ob die Beleuchtung und der Ton ausreichend ist. Doch bei diesem Theater war alles anders.
 
Keine feste Bühne, sondern eine Stationentheater. Das bedeutet, dass das Stück an Originalschauplätzen stattfindet. Und zwar für jede Szene an einem anderen Ort. Das Publikum läuft also für jede Szene an einen neuen Schauplatz. Eine weitere Schwierigkeit war, dass die "Bühne" wesentlich grösser, oder extrem klein sein konnte. Tatort Thun startete im Schlosshof, ging weiter zum Unterweisungshaus, dann zur Schlosstreppe, Rondell (Himmeli), obere Hauptgasse, Metzgern und zum Finale ins Rathaus.
 
Schnell merkten die Autoren, dass hier eine ganz grosse Herausforderung anstand. Genauso schnell merkten sie, dass man mit nur statischen Kameras nicht weit kommt. So wurde kurzerhand ein Steadycam gekauft und fleissig damit geübt, um dieses Gerät im Griff zu haben, wenn es denn drauf ankommt. Und für dieses Stück reichte es nicht, es einmal anzuschauen. Nein, hier waren sie beide zu über 60% bei den Proben dabei. Gegen Schluss beinahe an jeder. Und als ob das noch nicht genug wäre, hat Andres mit der Familie Ferien in Kanada gebucht, so dass er fast einen Monat nicht dabei sein konnte. So hatte Martin alle Szenen fotografiert und Art Storyboard angefertigt, inkl. hilfreiche Kommentare und hat das ganze Dokument zum Bruder von Andres nach Kanada gemailt. So konnte Andres die Szenen verinnerlichen, damit er halbwegs im Bild war, was ihn erwartet. Zusätzlich zu den Bildern hat Martin detaillierte Pläne der einzelnen Schauplätze angefertigt und alle Kamerabewegungen eingetragen.
 
Zum Aufzeichnen des Theaters hat der Regisseur Ueli Bichsel beide Vorpremieren zur Verfügung gegeben, danach durften die beiden mit den Kameras nicht mehr vor das Publikum. Nachdrehs mit weiteren Detailaufnahmen wurden in späteren Vorstellungen gemacht, doch langsam machte sich die Jahreszeit bemerkbar. Mit fortschreitender Dauer des Stücks wurde es immer schneller dunkler, so dass die Inserts nicht mehr passten. So musste halt mit dem Computer nachgeholfen werden und die Szenen helligkeitsmässig angepasst werden.
 
Alles in allem ein überaus spannendes und lehrreiches Projekt. Rendiert hat sich Ganze natürlich überhaupt nicht, aber wir sind um einige Erfahrungen reicher. Und das sollte es doch für uns Amateure ausmachen, oder?
 
 
28.04.2011