Reisedokumentation

Passender konnte das Thema am ersten Clubabend (20. August) nach den grossen Sommerferien nicht sein. Viele kennen Paul Wirth als einen engagierten und äusserst erfolgreichen Reisedokumentarfilmer. Wer also wäre besser geeignet einen Clubabend über dieses Thema zu halten, als er?

Bestimmt sind einige gerade erst aus den Ferien aus einem fernen Land zurückgekommen, mit einer Unmenge bespielter MiniDV Kassetten, um daraus eine spannende Dokumentation zu machen. Nein? Warum wohl nicht? Sicher, man hat Aufnahmen gemacht, doch nun weiss man nicht so recht, was man damit anfangen, oder wie man vorgehen soll, oder man hat festgestellt, dass die Aufnahmen doch nicht so gehaltvoll sind, wie man sich das vorgestellt hat. Wenn man den Vortrag von Paul Wirth nur schon einmal vorher gehört hätte, ja dann...

Paul Wirth hat uns dieses Thema wirklich näher gebracht. Erstaunt war ich natürlich schon, als er erzählte, dass er sich gar nicht so gross auf sein Reiseziel vorbereitet. Klar kaufe er sich mal einen Reiseführer vom jeweiligen Land, doch sagen einem die Ausdrücke meist nicht viel. Somit helfe ihm das nicht wirklich. Zunächst erläuterte Paul Wirth, was er so an Material mitnimmt. Da wären zunächst mal die Kamera, eine 3-Chip selbstverständlich. Das Mikrofon ist mit einem Winddämpfer bestückt, sehr wertvoll, wie er selbst bemerkt. Zum Filmen braucht es auch Kassetten, von denen Paul Wirth in der Regel zehn (!) Stück mitnimmt. Er sagt: “Was im Kasten ist, das habe ich, was nicht drin ist kann ich mir nicht mehr holen“. Damit ihm die Energie in der Kamera nicht ausgeht hat er einen Hochleistungsakku angeschafft, aber einen zweiten Akku hat er als Reserve auch immer dabei. Sicher ist sicher. Nicht zu vergessen einen länderspezifischen Steckeradapter mitzunehmen, damit das Ladegerät auch an das jeweilige Netz angeschlossen werden kann. Um auch wirklich ruhige Bilder aufzunehmen nimmt Paul Wirth grundsätzlich das Stativ mit. Was für die meisten von uns überflüssiger Ballast ist, ist für ihn unverzichtbar. Wackelnde Bilder von Architektur ist ihm ein Gräuel.

Wenn er dann mal im Land ist filmt er, was das Zeugs hält, aber sehr diszipliniert, immer den zukünftigen Schnitt vor Augen. Das erleichtert die spätere Arbeit am Schnittplatz ungemein. An dieser Stelle konnte Paul Wirth viel aus seiner Erfahrung sprechen und so den einen oder anderen Tipp weitergeben. So soll man z.B. auch mal schnell online kommentieren, was man gerade filmt, dies kann später sehr hilfreich sein.

Wieder zuhause gilt es das ganze Material zu sichten, auf den PC zu übertragen und zu sortieren. Danach wird geschnitten, vertont und getextet. Den Kommentar lässt er von einem oder mehreren professionellen Sprechern ablesen. Paul ist keiner, der langweilig schneidet. Durchschnittlich gibt es bei ihm einen Schnitt alle zwei bis drei Sekunden. Bei Schwenks und Zooms wird es in der Regel natürlich etwas länger. Auf die Frage, was denn der Aufwand für seine normalerweise 45 Minuten dauernden Werke ist, meinte er: „Zwei bis drei Stunden pro Minute Film“. Ganz schön happig nicht wahr. Ich jedenfalls kann das bestätigen.

An seinem Film „Syrien – Jordanien“, den er vorgängig zeigte, konnten wir sehen, wie das Endresultat am Schluss aussehen könnte. Schöne Bilder, perfekt komponiert mit Kommentar und passender Musik. Apropos Musik: auch hier hat uns Paul Wirth einen kleinen Tipp gegeben. Einfach mal einen Strassenmusikanten komplett aufnehmen, oder bei einem heimischen Konzert die Kamera mitlaufen lassen und später mit Bildern überdecken.

Wer die hilfreichen Tipps von Paul Wirth nur schon teilweise anwendet, kann uns bei einem der nächsten Mitgliederfilmabenden, oder gar beim nächsten Clubfilmwettbewerb einen guten Film präsentieren. Versucht es. Viel Erfolg also!

20.08.2002